Leseprobe
IL SOLDATO DI PIETRA
(DerSoldat aus Stein)
Roman
Guerra Edizioni Perugia
So beginnt der Roman von Livia Neri:
Nürnberg, Juli 1999, gegen Mittag
An der Schwelle des 20. Jahrhunderts, an einem sonnigen
Mittsommermittag, stoßen die Passagiere der Untergrundbahn, die von einer
Rolltreppe unaufhörlich aus den Eingeweiden der Stadt unter die Glasüberdachung
des Hauptbahnhofes ausgespuckt werden, auf ein ungewohntes Hindernis. Auf dem
nackten Boden liegt ein Mann. Oder ist es vielleicht eine Frau? Doch, die massige
Gestalt lässt trotz der seltsamen Kleidung eine Kreatur männlichen
Geschlechtes erkennen. Ein Sonnenstrahl durchbohrt seine Stirn und erhellt die
dichte Fülle seines weißen Haares, das noch von gelblichen Strähnen
durchzogen ist (…); und sein Gesicht: blutleer, alt, jedoch nicht greisenhaft.
(…)
Er trägt ein weißes Herrenhemd, mit offenem Kragen, das auf der Brust
spärliche weiße Haare durchblicken lässt, und einen beigen,
knielangen, nach unten ausgestellten Rock. Aus diesem ragen weißliche,
schlaffe Waden, dann braune, fest nach oben gezogene Socken, und schließlich
die überlange Füße in schwarzen, ausgetretenen Schuhen, nicht
unter Größe 45. (…) Die Beine sind leicht gespreizt; Arme und
Hände werden bisweilen von einem ungebremsten Zittern erschüttert
(…). Der Sonnenstrahl (…) und die zum Himmel aufgerissenen, starren
Augen lassen fast an ein heiliges Bild denken. In Wirklichkeit aber, ist es
nicht die göttliche Macht, die ihn aus dem Sattel gestürzt hat, und
sein Name ist nicht Saulus, sondern Willi.(…)
So beginnt der Roman von Livia Neri.
Die Autorin, bewegt, ja beinah aufgewühlt durch diese Begegnung, die sie
persönlich erlebt hat, fängt an sich Fragen zu stellen. Warum ist
dieser Mann auf der Strasse gelandet? Warum ist er von einer Gruppe von Obdachlosen
umgeben, die ihn voll Mitleid anschauen? Warum trägt er einen Frauenrock?
Sein Aussehen ist gewiss nicht das eines abartigen Menschen!
Aus dem Versuch eine plausible Antwort auf diese Fragen zu finden entsteht in
ihrer Fantasie die Erzählung und die Geschichte Willis.
Il soldato di pietra ist eine Familiensaga, in der die teilweise sehr
dramatischen Ereignisse sich überwiegend in Nürnberg und Umgebung
abspielen. Die Zeitspanne ist das gesamte 20. Jahrhundert, von der Gründerzeit
bis zu Wirtschaftskrise am Ende der 90er Jahre. Der Titel ist inspiriert von
einer Mauerstatue die in Nürnberg bis zum heutigen Tag an der Ecke eines
Häuserblocks der WBG (Wohnungsbaugesellschaft) in der Marthastrasse zu
finden ist. Im Roman ist die Statue das Werk des Steinbildhauers Andreas Beck,
Vater des Protagonisten Willi, und ist ein wiederkehrendes Motiv vom Anfang
an bis zum bitteren Ende. Für Willi, dem es schicksalhaft bestimmt ist,
alle und alles in tragischer und gewaltsamer Art zu verlieren, wird „der
Soldat“ Symbol für seine familiären Zuneigungen, für seine
Verluste und Niederlagen, und bleibt das einzige und letzte fassbare Zeichen
und Erinnerung vergangener Zeiten.
ISBN: 978-88-557-0328-4
Seiten: 424
Format : 14X23
Preis: 16,00 €
COPYRIGHT by Guerra Edizioni –Perugia